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Danke für die Reise mit der Deutschen Bahn

Zuletzt aktualisiert am 26. September 2017 um 15:56

Zur Unterhaltung ihrer Fahrgäste scheut die Deutsche Bahn keine Mühe:

Verspätung? normal und langweilig. Aber die Begründungen lassen sich gestalten. Staus zum Beispiel wie auf der Autobahn. So steht der volle ICE auf dem Weg nach München vor dem Bahnhof Kassel-Wihelmshöhe, dann vor dem Bahnhof Fulda im Tunnel. „Wir warten auf ein freies Gleis“, heißt es in den Durchsagen. Dann mit 20 Minuten Verspätung: Fulda. An den Türen bilden sich Menschentrauben. Ein anderer ICE ist liegen geblieben. Technischer Defekt. 700 Passagiere drängen in den folgenden Zug. Nach ein paar Minuten die Durchsage: „Wir werden unsere Fahrt erst fortsetzen, wenn alle ausgestiegen sind, die keinen Sitzplatz haben“. Der Zugchef lässt warten. Seit 15 Minuten. Einige steigen aus, andere nicht. Keine Entschuldigung, keine Erklärung. Abfahrt aus Fulda mit 55 Minuten Verspätung. Auf dem Bahnsteig stehen die Gestrandeten weiter dicht gedrängt.

gut 2 Stunden später:

Nürnberg Hbf, Durchsage an Gleis 9: Bitte in diesen Zug nicht mehr einsteigen. Er ist überfüllt. Nächste Reisemöglichkeit in Richtung München mit dem ICE um 17 Uhr 02 am selben Gleis. Reisende, die auf diesen Zug warten bekommen im Reisezentrum einen Reisegutschein über 25 Euro.

Am Nummernautomat ziehe ich dort die 1608. Aktueller Aufruf: 1587. Am Bahn-Comfort Schalter stehen nur 2 Leute an. So komme ich rechtzeitig an meinen Reisegutschein und das Formular für die Fahrpreiserstattung wegen der Verspätung.

Der ICE 629 kommt pünktlich. Die Bahn hat nun auch eine Lösung für ihre Pannen:

 

Rotes Flatterband: Waggons, in denen die Klimaanlage ausfällt dürfen nicht mehr benutzt werden. So können Passagiere kein Schmerzensgeld- und Schadenersatz mehr fordern, weil sie in überhitzten Waggons umgekippt sind. Mal schauen ob die Bahn genug rote Bänder für ihre vielen Züge hat 😉

Foto: Robert B. Fishman„Die Zeitung lassen Sie hier. Das ist unsere“

Meine Bonuspunkte hatte ich zum Glück vor einigen Monaten in eine Upgrade-Karte für die Erste Klasse eingetauscht. Von Hannover bis Würzburg kein Problem. Der Schaffner hat sie abgeknipst und das war’s. Weil im ICE von Nürnberg nach München das Bistro gesperrt ist, setze ich mich mit der Karte wieder in die „Erste“. Das Upgrade gilt ja für die komplette Fahrt. – Nicht für den Schaffner in diesem Zug. Er stellt fest, dass die Karte abgelaufen ist und behauptet nun, ich hätte damit seit Bielefeld in der ersten Klasse gesessen, müsste also für die ganze Strecke nachbezahlen. Woher will er das wissen? Wenn das Bistro funktioniert und Platz hat sitze ich dort, so von Bielefeld nach Hannover und von Würzburg nach Nürnberg.

Er schreibt sich meine Personalien auf und giftet mich an, dass ich von der Bahn noch eine Rechnung bekommen würde. Trotzdem schickt er mich raus. Und:  „Die Zeitung lassen Sie hier. Das ist unsere.“ Sonntag Abend kann er mit der „Süddeutschen“ vom Wochenende sicherlich noch eine Menge anfangen.

Mein Einwand, dass er kulanter sein könnte, wenn schon das Bistro und der Speisewagen wegen der ausgefallenen Klimaanlage gesperrt ist, interessiert ihn nicht: „Sollen wir dann alle in die erste Klasse holen“, pampt er zurück.  Danke für die Reise mit der Deutschen Bahn.

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Von Robert B Fishman

freier Journalist, Autor (Hörfunk und Print), Fotograf, Moderator, Reiseleiter und mehr

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