Zuletzt aktualisiert am 7. Juli 2017 um 0:15
… den Flieger in Frankfurt gerade noch erwische, sage noch einer was gegen die Deutsche Bahn, gelandet im Backofen, Nordportugal bei 30 Grad am Abend im Oktober, am Flughafen holt mich ein braungebrannter Typ in schwarzer Hose und weißem Hemd vom Tourismus Nordportugal mit einem neuen schwarzen Daimler (E-Klasse, glaube ich) ab, Klimaanlage ist die Rettung, dann geht es direkt auf der Autobahn vorbei an Porto ab in die Berge. Die nagelneuen Autobahn wird gerade auf drei Spuren verbreitet. „They still are wasting more money“, schimpft der Mann am Steuer und erzählt von der Krise, die hier anscheinend alle beschäftigt. Die Arbeitslosigkeit (offiziell gut 12% und die hohen Preise).
Er weiß bestens Bescheid über die weltweiten Aktionen am 15. Oktober, die Jugendproteste in Portugal, Spanien und anderswo. Sein Sohn hat gerade an einer Privatuni sein Jurastudium begonnen. Mit einer 15,5 in der Abinote (von 18, also einer 1-) hat ihn die kostenlose staatliche Uni nicht angenommen. Das Studium an der Privatuni kostet 475 Euro (im Monat!), ziemlich genau der gesetzliche Minestlohn in Portugal. Dann erzählt er mir, dass ein Verkäufer bei einer 5 1/2 Tage-Woche bestenfalls 700 Euro im Monat nach Hause bringt. „Mein Sohn“, sagt er, „fragt mich nach seiner Zukunft und ich weiß wirklich nicht, was ich ihm antworten soll. Die jungen Leute kommen von den Unis und bekommen keine Jobs.“ Ausnahmen gebe es. Das seien die mit den besten Beziehungen.
Guimaraes: Fahrt durch gesichtslose Außenbezirke, trostlos, hinter einem Hügel die Altstadt, mächtige dreistöckige Häuser aus Granit mit schmiedeeisernen Balkonen daran, innen schön kühl. Für Autos sind die Gassen zu schmal, ein kopfsteingepflasterter Platz mit vielen kleinen Straßencafés, viele junge Leute. Das lauteste sind die offenen Glocken des mächtigen Kirchturms, der mehr wie ein mittelalterlicher Wehrturm aussieht, ein paar leise Gespräche an den Nachbartischen, sonst Ruhe, angekommen….