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Das gibt’s doch gar nicht…. Der Bielefeld-Guide

Zuletzt aktualisiert am 7. Juli 2017 um 0:15

Bielefeld (325.000 Einwohner) liegt am Ostrand von Nordrhein-Westfalen an der ICE-Bahnstrecke (Berlin – ) Hannover – Ruhrgebiet (- Köln) sowie an den Autobahnen A 2 (Oberhausen-Berlin) und 33 (Osnabrück – Paderborn). Die Stadt ist mit Universität  und Fachhochschule  (rund 30.000 Studierende) ein wichtiger Hochschul- und Forschungsstandort. Bis 2015 entstand auf einer der größten öffentlichen Baustellen Deutschlands ein neuer Hochschulcampus. Mit dem Teutoburger Wald, der mitten durch die Stadt verläuft und zahlreichen Park, der bundesweit bekannten Kunsthalle und einigen weiteren Sehenswürdigkeiten ist Bielefeld ein interessantes Ausflugsziel. Außerdem finden hier zahlreiche Kongresse statt.

Blick auf Bielefeld mit der Neustädter Kirche

Dank vieler Bausünden der 1960er und 70er Jahre und einer angeblich nicht besonders extrovertierten Bevölkerung 😉 galt Bielefeld lange Zeit als unsexy und langweilig, so etwas wie der westlichste Außenposten des real existieren Betonsozialismus auf einer Charmestufe mit Hagen, Wanne-Eickel oder Schwedt.  Kein Problem. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich’s völlig ungeniert 😉

Der einst von angetrunkenen Studenten in Kiel (Eisscholle vor Spitzbergen?)  erfundene Gag von der Bielefeld-Verschwörung („Die Stadt, die es gar nicht gibt“) hat Karriere gemacht: Erst als Dauer-Joke im Netz, dann als Stoff für den gleichnamigen Film (von der Stadt unterstützt) und schließlich als Werbeslogan für Bielefelds 800-Jahr-Feier 2014: „Das gibt’s doch gar nicht.“

Über Nacht:

Übernachtungen in ruhiger, zentraler Lage bietet das Jugendgästehaus an. Es entstand als Expo-Projekt der Weltausstellung 2000 auf einem ehemaligen Industriegelände am Ostrand der Innenstadt

Nachtansichten / Night ViewsHotels und Gästezimmer gibt es in fast allen Preisklassen bis zu vier Sternen. Die Stadt hat für die 60 Beherbergungsbetriebe ein zentrales Buchungsportal  eingerichtet:, Tel. 0521-512750

Freundlich und bezahlbar liegt das Altstadt-Hotel ruhig in einer kleinen Innenstadtstraße . Nicht weit entfernt, etwas teurer und schicker bietet der Ravensberger Hof sehr angenehme Zimmer.

Zentral am komplett neu gestalteten Innenstadtplatz Kesselbrink liegt das erst 2011 eröffnete  aappartel mit seinen modernen möblierten Zimmern angeblich auf „Nullenergie“-Standard. Wer Hunger hat und nicht zum Einkaufen gehen mag, kann den „Kühlschrankfüll-Service“ buchen

Anschauen:

Bundesweit bekannt ist die 1968 nach Plänen des US-Architekten Philip Johnson erbaute Kunsthalle. Immer wieder sorgt sie mit herausragenden Ausstellung für überregionale Aufmerksamkeit. .

Gleich gegenüber liegt das Museum Waldhof des Bielefelder Kunstvereins  in einem der ältesten Bauwerke der Stadt, einem Weserrenaissance-Adelshof aus dem 16. Jahrhundert.

Kunst zeigen auch diverse Galerien in der Altstadt wie die Galerie 61 und die überregional bekannte Galerie Samuelis Baumgarte

Als „Gute Stube“ der Stadt firmiert der Alte Markt mit seinen Straßencafés vor Giebelhäusern aus dem 16. Und 17. Jahrhundert.

Bielefelds Wahrzeichen ist die Sparrenburg, in deren Schutz die Stadt einst gegründet wurde.

Museum Wäschefabrik: In den Nähmaschinen stecken noch die letzten Fäden. Ein Stofflappen liegt auf dem Tisch. In einem der Büro brennt noch Licht. Die Mitarbeiterinnen sind gerade nach Hause gegangen. 1986 entdeckte ein Fotograf die verlassene Wäschefabrik in einem Bielefelder Hinterhof. Ein Verein hat sie inzwischen zum Museum gemacht. Die Spuren, die Frauen in den Nähsälen und die Angestellten in den Büros, zurückgelassen haben. Im historischen Nähsaal stehen mehr als 50 Näh- und Stickmaschinen – Ende der 60er Jahre stehen gebliebene Industrie- und Wirtschaftsgeschichte  – einmalig in Deutschland.

Essen & Trinken:

Ferdis Pizza-Pinte: urige Tradionskneipe, die im Stil der 1980er Studentenkneipen erhalten geblieben ist. Gutes und günstiges Essen, gelegentlich Lesungen und Konzerte.

Viele solche Läden gibt es nicht mehr: Extra-Bluesbar: alte Sofa, Bier, selbstgemachte Frikadellen und Livekonzerte wie einst. Zeitreise ins alternative Studentenleben der 70er und 80er.

Einige gute Restaurants finden sich vor allem in der „Altstadt“ (die nach den Bombenschäden des Zeiten Weltkriegs  und dem darauf folgenden Abrisswahn vor allem aus 50er Jahre Bauten besteht).

Außergewöhnlich, edel, stylish und nicht gerade billig ist das Glück & Seligkeit, Lounge, Bar und Restaurant in einer ehemaligen Kirche.

 

Nach BielefeldNightlife:

Abends locken zwei vielfach ausgezeichnete Programmkinos: Lichtwerk und Kamera – sowie vor allem in der Altstadt zahlreiche Kneipen.

Im Sommer zeigt das Lunakino  Filme unter freiem Himmel im Ravensberger Park https://www.ravensbergerpark.de

Das junge Publikum drängt vor allem an den Wochenenden auf die kommerzielle Ausgehmeile „Boulevard“ hinter dem Bahnhof mit Disco, Fitness-Club, Mexikaner, Cinemaxx-Kino  und Erlebnis-Bad Ishara.

Gleich dahinter (westlich) liegt das Forum, eine leicht alternativ angehauchter. lautstarker Musikclub

Fans von Jazz und Liedermachern / Singer-Songwriter lockt der international bekannte Bunker Ulmenwall, ein zum Kulturzentrum umgebauter ehemaliger Luftschutzbunker. Derzeit (Stand März 2013) ist noch offen, wie lange es diese Location noch geben wird. Die chronisch klamme Stadt will ihre Zuschüsse streichen.

Viele Konzerte (vor allem Singer-Songwriter, Blues und Jazz) hat das 2013 am Klosterplatz im Programm. Essen? Ja, ist lecker und bezahlbar.

C.ult Chamber: Sein Wohnzimmer, einen gut 100 Jahre alten, etwa fünf Meter hohen Tanzsaal mit historischem Holzdielenboden, hat Musik-Spezialist Michael Schulte in eine Kult-Location verwandelt. Auf der Bühne  wartet alles, was man zum Musikmachen benötigt: Schlagzeug, Klavier und eine komplette Tonanlage. Jeden ersten Mittwoch im Monat treffen sich hier Künstler aus der Region zum offenen Stammtisch.

Mehr Infos zu Kneipen, Gastronomie und Nightlife: Bielefelder Flaneure

 

Theater: 

Wohl kaum eine Stadt in dieser Größe hat so viele freie Theater: vor allem das Theaterlabor und das Alarmtheater erzielen mit ihren Produktionen oft auch überregionale Aufmerksamkeit. Die Stadt betreib ein Drei-Sparten-Haus. Vor allem dessen TAM (Theater am Alten Markt) überrascht immer mal wieder mit ausgefallenen Inszenierungen.

 

(Sozio-) Kulturelles:

Viele politische Veranstaltungen sowie Lesungen und Ausstellungen bietet das Kulturzentrum Bürgerwache auf dem Siegfriedplatz. An den Markttagen Mittwoch, Freitag und Samstag gibt es auf dem Markt viele frische Leckereien (auch sehr viele Bio-Stände) und im Café der Bürgerwache (vegetarisches) Mittagessen. Das Team kocht so gut, dass nach einer Stunde (Start gegen 12h30) meist schon alles weg ist.

Bielefelder Künstlergruppe Art at Work sammelt weltweit Wünsche der Menschen auf großen weißen Bällen, Foto: Robert B. Fishman, 21.9.2014
Bielefelder Künstlergruppe Art at Work sammelt weltweit Wünsche der Menschen auf großen weißen Bällen, Foto: Robert B. Fishman, 21.9.2014

Kunst:

Art @ Work: Die Künstlergruppe kämpft handfest und praktisch mit ausgefallenen Performances zum Mitmachen für Umweltschutz und Menschenrechte.

Künstlerhaus Artists Unlimited: Ateliers und Wohnungen auf 2.000 qm für rund 30 Künstlerinnen und Künstler in einer ehemaligen Papierfabrik in der Innenstadt. In- und ausländische Gastkünstler arbeiten für jeweils drei Monate im Gastatelier. Zum Abschluss ihres Aufenthalts gestalten sie eine Ausstellung. Mit im Haus: Die Filmwerkstatt Filmhaus mit eigenem kleinen Kino https://offkino.de/ und eine Kneipe mit einem beliebten Biergarten

 

Aktiv:

Auf dem Johannisberg lockt in einem Waldgebiet ein großer Kletterpark (Hochseilgarten).

Durch und rund um Bielefeld verlaufen zahlreiche gut beschilderte (Zeichen BI 1, BI 2,….) Radrouten. Von Frühjahr bis Herbst organisiert der örtliche ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub) an den Wochenenden geführte Radtouren in und um Bielefeld.

Veranstaltungskalender:

Transition Towns: Repair Cafés, Stadtgärtnern, Tauschbörsen Vorträge und vieles mehr für ein nachhaltigeres Leben in der Stadt

Mai bis Sept:Christopher Street Day in Bielefeld: Drag Queen in Barockkleid

Literatur- und Musikfestival „Wege durch das Land“ an ausgefallenen Orten in der Region. Viele Besucher kommen dafür  von weit her.

Düne 13: Strandbar mit Beachvolleyballfeld und Sandstrand am Obersee

Mai bis Okt:

Santa Maria: Strandbar mit Sand, Liegestühlen, Drinks und Parties auf dem Dach eines Parkhauses

Ende April:

Nachtansichten:  Am letzten Samstag im April öffnen die Bielefelder Museen, Kirchen und Galerien von 18 bis 1 Uhr ihre Türen. Drinnen und draußen gibt es bunte und poetische Lichtinstallationen und Performances.

Anfang Juni:

Straßenumzug des Carnival der Kulturen 2014 in Bielefeld, Foto: Robert B. Fishman. 31.5.2014
Straßenumzug des Carnival der Kulturen 2014 in Bielefeld, Foto: Robert B. Fishman. 31.5.2014

Carnival der Kulturen: Der nach Berlin und Köln größte bunte internationale Straßencarnival Carnival der Kulturen in Deutschland mit 70 Gruppen. Der Shademakers Carnival Club holte das Konzept einst direkt aus den karibischen Gemeinden in Londons Stadtteil Notting Hill.

Juni:

Nachtreise: Theaterfestival der freien Bühnen

Ende Juni: Stadtteilfest auf dem Siegfriedplatz (Siggi)

Juli:

Internationales Tanzfestival für zeitgenössischen Tanz mit zahlreichen Workshops und Kursen:

letztes Juli-Wochenende: Mittelalterspektakel vor authentischer Kulisse auf der Sparrenburg

Ende Aug. / Anfang Sept:

Offene Ateliers: Mehr als 100 Künstlerinnen und Künstler in der ganzen Stadt öffnen ein Wochenende lang ihre Ateliers

Okt./Nov:

Literaturherbst mit zahlreichen Lesungen auch international bekannter Autorinnen und Autoren

Ende Nov. bis 31.12.: Weihnachtsmarkt

ganzjährig: zu unterschiedlichen Terminen Weltmusik- und internationales Kulturfestival Weltnacht

und sonst noch:

Hemden, Pudding, Schrauben, Waschmaschinen, Vorhang- und Polsterstoffe … . Wir benutzen sie täglich, wissen aber nicht, woher sie kommen. Aus Bielefeld.

 

Von Robert B Fishman

freier Journalist, Autor (Hörfunk und Print), Fotograf, Moderator, Reiseleiter und mehr

Eine Antwort auf „Das gibt’s doch gar nicht…. Der Bielefeld-Guide“

Auch herausragend: Neben München ist Bielefeld eine von nur zwei Städten in Deutschland, die direkt Miteigentümer von einem Atomkraftwerk sind. Ein guter Grund, um immer wieder Änderungen zu fordern: Unterstützt „Ökostrom.Stadt!“ und „Graustrom.Ende!“. Beschlussvorlagen an die Stadt aus Anlass des 5. Fukushima-Jahrestages: https://bielefeld-steigt-ein.de

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